Interview mit Kuglhofbäuerin Paula Hofner, 81 Jahre (07. Februar 2024)

Die Kuglhof-Bauern Paula und Georg Hofner mit ihrem Enkel und der wachsamen Hofhündin

1) Sie haben bereits vor dem Bürgerentscheid zu Kuglhof 2 im Mai 2023 einen Leserbrief verfasst, der aber vom PK nicht veröffentlicht wurde. Sie haben geschrieben:
„Brauchen wir das neue Gewerbegebiet? Ich glaube es geht uns auch ohne Kuglhof 2 gut. Die Landschaft am Kuglhof 2 ist ein Paradies, das sagen mir die vielen Spaziergänger hier. Ich hab hier mein ganzes Leben verbracht, und so soll es auch bleiben.
Pfaffenhofen ist als Stadt so schön und lassen wir bitte auch die Umgebung schön und erholungsfördernd bleiben. Das passt zu unserem kostenlosen Stadtbus, zu unseren Schulen, Kitas, Bürgerpark und Bädern. Bitte bewahren wir ein Naherholungsgebiet statt einen weiteren Gewerbe-Industriepark zu schaffen. Der bringt uns noch mehr Verkehr, riesige Bodenbewegungen, Überschwemmungsgefahr im Trinkwasserschutzgebiet, Bodenversiegelung und Luftverschmutzung. Arbeitsplätze können wir woanders besser schaffen, ohne so gewaltige Mehrkosten für die Stadt und letztendlich für die Bürger.
Dringender Appell an euch Bürger: Erhaltet unseren jahrhundertealten Kuglhof! Er sorgt für natürliche gesunde Ernährung, für eine vielfältige Natur- und Pflanzenwelt.
Liebe Wähler! Denkt an eure Nachkommen! Wir haben das seltene Glück, dass unser Enkel Landwirt werden und den Kuglhof weiter bewirtschaften will, gebt ihm die Chance ohne das Gewerbe-Industriegebiet Kuglhof 2! Eure Paula Hofner, Kuglhofbäuerin.“

2) Von Heimatforschern erfahren wir, dass „Kogel“ das mittelhochdeutsche Wort für „Kugel“ ist. So wurden früher viele Berge und Hügel mit „Kogel“ benannt. Kugelhof bedeutet also vom Wortsinn her: „Hof auf einem Berg“. Der Kugelhof wird schon im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Ihre Familie hat den Hof vor sehr langer Zeit, im Jahr 1928, gekauft und bewirtschaftet ihn bereits in der 4. Generation. Wenn Ihr Enkel den Hof übernimmt, wird es die 5. Generation sein. Kuglhof, Landwirtschaft und Tradition sind hier ohne Zweifel eine Einheit. Vor ca. 15 Jahren haben Sie den Hof an ihre Tochter übergeben.
Wie kommentieren Sie den Bürgerentscheid vom Mai 2023, der sich mit 60% für den Erhalt der landwirtschaftlichen Flächen und gegen ein 38 ha großes Industrie- und Gewerbegebiet ausgesprochen hat?

Als erstes möchte ich mich bei den 60% Wählern bedanken, denn sie haben mein Leben gerettet. Herzlichen Dank! Es war für mich eine Erlösung. Ich konnte wieder schlafen in der Nacht, weil das Industrie- und Gewerbegebiet hätte mich direkt umgebracht. Wir sind es gewöhnt, dass wir hier auf dem Hof alleine sind. Ruhig, schön, die Natur, in der Früh zwitschern die Vögel, usw. Was man halt alles so hat in der Natur.

3) Wann haben Sie von den neuen Plänen erfahren, doch – also entgegen dem Bürgerentscheid – auf dem Kuglhof-Areal gewerbliche Flächen zu errichten?
Bei unserer diamantenen Hochzeitsfeier am 27.11.2023, also nur ein halbes Jahr nach dem Bürgerentscheid, haben wir es erfahren. Der 1. Bürgermeister Thomas Herker kam mit dem Stadtjuristen Florian Erdle zum Gratulieren zu der Feier. Er hat bei der Gelegenheit auch gesagt, dass doch ein neues Gewerbegebiet auf alle Fälle kommt. Wir hatten Einwände, aber da hat er nicht richtig hingehört. Als ich das erfahren hatte, war es, als hätte mich ein Blitz getroffen und mein ganzer Körper fing wieder zu zittern an. Denn es war nach dem Bürgerentscheid bis dahin eine ruhige Zeit.

4) Was sagen Sie zu den neuen Plänen der Stadt in verkleinerter Form gewerbliche Flächen auf dem oberen Kuglhofareal zu errichten? Welche Auswirkungen hätte dies für Ihren Hof?
Wenn das was wird, dann wäre für unseren Hof ca. ein Drittel der Fläche weg. Das geht auf keinen Fall, denn wenn die Fläche wegkommt, dann muss ja der Besitzer vom Kuglhof in eine zusätzliche Arbeit gehen. Er kann nicht mehr leben vom Hof. Er rentiert sich nicht mehr. Einem Anderen den Arbeitsplatz wegnehmen, ist für mich nicht in Ordnung. Das wären die Auswirkungen.
Mir stellt sich die Frage: Ist es überhaupt erlaubt, dass Investoren einen sehr gut bewirtschafteten Bauernhof mit sehr guter Bodenbonität durch Grundstücksgeschäfte und Pachtentzug vernichten dürfen? Früher hieß es: Bauernland soll in Bauernhand bleiben.

5) Wie geht es Ihnen gesundheitlich?
Gesundheitlich würde es mir gut gehen, wenn das mit dem Gewerbegebiet nicht wäre. Mit dem Gewerbegebiet kann ich nicht mehr lange leben. Ich muss jetzt so viele Tabletten nehmen, wegen der Nerven, wegen Depressionen. Alles Mögliche brauche ich jetzt, weil es wieder losgeht. Es war jetzt ein schönes halbes Jahr, aber jetzt bin ich schon wieder richtig schlecht drauf.

6) Wie stehen Sie grundsätzlich zur Umgehungsstraße, die an der Unterführung am Bahnhof beginnt, über Hettenhausener Grund verläuft und dann auf das Kuglhof-Areal einschwenkt und es dann je nach Verlauf unterschiedlich durchschneidet?
Irgendwas muss man ja schon machen. Das ist klar. Aber doch nicht da beim Bahnhof rein. Das ist unmöglich. Da steht jetzt schon sowieso alles zur Feierabendzeit. Das muss man viel weiter draußen machen. Vielleicht über Prambach, das weiß ich aber nicht so genau. Ich würde auch noch sagen, dass unten bei Rohrbach eine Autobahnausfahrt hingehört. Da würde man auch schon viele abfangen.

7) Wie beurteilen Sie aus der Sicht Ihres Hofes die unterschiedlichen Varianten? Welche Auswirkungen hätten sie jeweils für Ihren Hof?
Die Variante am Wald entlang würde uns am wenigstens betreffen und nicht die ganzen Äcker durchschneiden. Aus unserer Sicht: Wenn dann, nur die, aber die kommt ja nicht.

8) Wir danken für das Interview und wünschen Ihnen und Ihrem Hof für die Zukunft: Alles Gute!